. Hermann Krauss
10. Bodentag: 'Gesunder Boden – ein Multitalent'
Mit einem zweitägigen Programm stellte die IG gesunder Boden e. V. bei ihrem Bodentag in Neunburg vorm Wald die wichtigste landwirtschaftliche Produktionsgrundlage in den Fokus: den Boden.
Der Praxis- und Vernetzungstag am 19. November bildete gemeinsam mit dem 10. Bodentag am 20. November ein Doppel-Event, das sowohl auf den Praxisflächen als auch in der Schwarzachtalhalle im oberpfälzischen Neunburg vorm Wald rund 250 Bodeninteressierte, Fachleute, Studierende und internationale Gäste zusammenbrachte. Während der Vernetzungstag mit Exkursionen, thematischen Arbeitsgruppen überzeugte, bot der Jubiläums-Bodentag Fachvorträge, wissenschaftliche Impulse und strategische Perspektiven. Am ersten Veranstaltungstag rückten zunächst praxisnahe Erfahrungen in den Mittelpunkt.
In Arbeitsgruppen und Exkursionen wurden Themen behandelt, die von regenerativer Bodenbearbeitung über nachhaltige Waldwirtschaft bis hin zu Wasserqualität, Güllemanagement, Kompostierung und Bildungsarbeit für Kinder reichten. Besonders nachgefragt war die Exkursion zur Firma Horsch Maschinen GmbH, bei der Eexperte Dr. Dominik Christophel und der Biologe Stephan Junge zeigten, wie Bodenbearbeitung, -düngung und -biologie ineinandergreifen und sich gegenseitig verstärken. Die Teilnehmenden erhielten konkrete Einblicke in physikalische und biologische Prozesse, die für fruchtbare Böden entscheidend sind.
Biodiverser Wald verbessert Bodenqualität
Auch die Exkursion in den Wald erwies sich als Höhepunkt. Diplomforstingenieur Ludwig Pertl und Studierende der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf stellten dabei eine neu entwickelte Form der Spatendiagnose vor und zeigten, wie ein zukunftsfähiger, biodiversitätsreicher Wald Bodenqualität verbessern und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähig sein kann.
In der Schwarzachtalhalle wurden parallel dazu die zentralen Herausforderungen unserer Zeit diskutiert, etwa der Umgang mit zunehmenden Extremwetterereignissen, die Verbesserung der Wasserqualität, die Rolle von Mikroorganismen in der Gülleaufbereitung, das Potenzial des Hanfs in der Fruchtfolge oder die Bedeutung nachhaltiger Bauweisen für Umwelt und Boden.
Dauerwald und Transfermulch für mehr Bodenschutz
Der zweite Tag stand im Zeichen des Jubiläums und versammelte ein Publikum sowohl vor Ort als auch online. Das Motto „Gesunder Boden – ein Multitalent“ spiegelte sich im gesamten Programm wider. Der Tag wurde gekonnt und inhaltsreich von Dr. Sonja Dreymann moderiert.
Unter den Rednern weilte unter anderem der renommierte Forstwissenschaftler Wilhelm Bonde, der die forstliche Diskussion seit Jahren mit seinen Arbeiten zum Dauerwald prägt, einem naturnahen, strukturreichen Waldkonzept. Bonde kritisiert Kahlschlagwirtschaft und fordert stabile, gemischte und ungleichaltrige Bestände, die sich weitgehend selbst verjüngen. Er sieht den Dauerwald als ökologisch widerstandsfähiger, ökonomisch nachhaltiger und risikoärmer. Seine Thesen betonen, dass langfristige Waldgesundheit nur durch kontinuierliche Waldpflege statt periodische Eingriffe erreicht wird.
Weiter referierte Dr. Stephan Junge von der Universität Kassel zu seiner Forschung rund um den ökologischen Kartoffelanbau mit Transfer-Mulch. In seinen Projekten (z. B. VORAN) wird organisches Grün-Mulchmaterial (z. B. Gründüngungsschnitt) auf Kartoffelflächen gebracht, um gleich mehrere positive Effekte zu erzielen:
- Bodenfeuchtigkeit erhöhen
- Schutz vor Erosion
- niedrigere Dammtemperaturen an heißen Tagen sowie
- Nährstoffversorgung über das Bodenleben.
Gleichzeitig zeigt seine Arbeit, dass durch derartige Mulchauflagen das Unkraut (insbesondere einjährige Beikräuter) deutlich gehemmt werden kann, während die Stickstoffdynamik kontrollierbar bleibt – je nach C:N-Verhältnis des Mulchs. Zudem belegt Junge eine Reduktion von Schädlingen wie Kartoffelkäfern und eine Verzögerung des Befalls durch Krautfäule, was langfristig zur Widerstandsfähigkeit des Systems beiträgt.
Ehrung der Botschafter gesunder Boden
Eine alljährige Tradition den Bodentags ist die feierliche Ehrung der "Botschafter gesunder Boden". Mit dieser Auszeichnung würdigt die IG gesunder Boden e. V. Persönlichkeiten, die durch ihr langjähriges Engagement, ihre fachliche Exzellenz und ihre Wirkung in Praxis, Wissenschaft und Gesellschaft maßgeblich zur Stärkung der Bodengesundheit beitragen. In diesem Jahr wurden drei besondere Persönlichkeiten geehrt:
- Dr. Angela Homm-Belzer erhielt die Auszeichnung für ihr Engagement im Bereich des Bodenschutzes und der Wasserqualität. Seit Jahren verknüpft sie wissenschaftliche Expertise mit praxisnaher Beratung und zeigt, wie eng gesunde Böden und sauberes Trinkwasser miteinander verbunden sind. Durch ihre Wissensvermittlung stärkt sie das Verantwortungsbewusstsein in Landwirtschaft und kommunalen Institutionen gleichermaßen.
- Henning Knutzen, Diplom-Agraringenieur und Biolandwirt, wurde für seine langjährige Expertise im Humusaufbau, der Kohlenstoffbindung sowie seine internationale Wissensvermittlung geehrt. Er verbindet wissenschaftlich fundierte Methoden der regenerativen Landwirtschaft mit praktischer Umsetzung – von Mob Grazing über Kompostierung bis zur Hydrothermalen Carbonisierung – und trägt damit zur Weiterentwicklung klimafreundlicher Bodenbewirtschaftung bei.
- Christian Amerle, Gründungsmitglied der IG gesunder Boden e. V., wurde für sein ehrenamtliches Engagement im Verein ausgezeichnet. Mit seiner menschlichen, bodenverbundenen Art hat er den Gemeinschaftsgeist des Vereins geprägt. Durch seine Öffentlichkeitsarbeit sowie seine berufliche Tätigkeit im Bereich Leonardit stärkt er ferner das Bewusstsein für Bodengesundheit bei Landwirten und Praxispartnern.
. Hermann Krauss