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Pflanzen-Biostimulanz: Phosphit im Versuch
Internationale Studien und Patente haben schon in den 90iger Jahren von positiven Effekten der reduzierten Form von Phosphat – dem sogenannten Phosphit – berichtet. Normalerweise werden in der Landwirtschaft Triple-Superphosphat, Ammoniumphosphat oder Kaliumphosphat verwendet. Diese Formen von Phosphat sind für die Pflanzen und deren Stoffwechsel nach Aufnahme leicht verwertbar.
Phosphit wird dagegen zwar von den Blättern und Wurzeln sehr schnell aufgenommen, eine direkte Düngerwirkung wird aber in der Literatur als eher gering angesehen, da die reduzierte Form in der Pflanze nicht zu Phosphat aufoxidiert werden kann. Deshalb wurde die Düngerwirkung dieser Phosphorform aufgrund der chemischen Eigenschaft in den internationalen Studien als vernachlässigbar eingestuft. Trotzdem sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Publikationen und Studien erschienen, die nach Einsatz von Phosphit von einem gesteigerten Ertrag, einer verbesserten Blüte und Fruchtausbildung berichten. Daher galt es wissenschaftlich zu erforschen, welche Ursachen hinter diesen positiven Effekten stehen.
Pflanzen reagieren auf Nährstoffsignale
In der Wissenschaft ist es unstrittig, dass Pflanzen auf interne oder äußere Nährstoffsignale reagieren können. So konnte anhand von zahlreichen Studien belegt werden, dass Veränderungen in der Verfügbarkeit von Nährstoffen einen direkten Einfluss auf die Wurzelarchitektur haben können. Die nachgewiesenen Reaktionen sind im Grad der Wurzelverzweigung, Längenwachstum sowie Anteil der Feinwurzeln erkennbar. Gleichzeitig ist es bekannt, dass die Wurzelarchitektur in hohem Maße für die Effizienz der Nährstoffaufnahme verantwortlich ist.
Um diesen Zusammenhang zu überprüfen wurde in den letzten beiden Jahren in einem großangelegten Feldversuch in Schleswig-Holstein (Gut Panker / Schmoel) im Weizen unter anderem das Wurzelwachstum nach Phosphitzugabe zur Saatgutbehandlung (Custosem® G = 30 ml Nutri-Phite® Magnum S und 45 ml Kantor® je 100 kg Saatgut) untersucht. Die Überprüfung der stimulierenden Wirkung unter Praxis-Bedingungen von Phosphit auf das Wurzelwachstum war Ziel dieser Untersuchungen.
Mehr Wurzelmasse durch Phosphit
Während im Herbst nahezu kaum Unterschiede in der Wurzelmasse nachweisbar waren, konnten im Frühjahr im Mittel der zweijährigen Versuche jeweils deutliche Steigerungen gemessen werden – ein Beleg für die positiv stimulierende Wirkung von Phosphit auf die Pflanzenphysiologie. Diese Steigerung der Wurzelmasse kann insbesondere bei trockenen Phasen zu erheblichen Vorteilen führen und somit einen wertvollen Beitrag zur Absicherung des Ertrages liefern.
Gerade diese Trockenphasen waren in den vergangenen Jahren häufig ein Problem in der Vegetation. So konnten im Jahr 2019, welches durch starke Trockenphasen geprägt war, erhebliche Mehrerträge erzielt werden. Nach einer Phosphit-Saatgutbehandlung ist in der Praxis nach der Winterruhe häufig auch ein schnellerer und kräftigerer Vegetationsstart zu beobachten. Die positiven Effekte von Phosphit auf das Wurzelwachstum verschiedener Kulturen wurden international mehrfach bestätigt und beschrieben.
- Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag 'Pflanzen-Biostimulanzien im Ackerbau: Chance oder Esoterik?' von Dr. Holger Klink (Institut Phytopathologie, Christian-Albrechts-Universität Kiel), erschienen in der LOP April 2021.
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